Welches neue Format Novoplast GmbH Halberstadt und Sekundarschule „Am Gröpertor“ entwickelt haben Berufsorientierung auf neuen Wegen

Jenseits von Berufsfindungsmessen Jugendliche anzusprechen, ist Anliegen der Europaschule "Am Gröpertor" und Ziel eines Angebots im Rahmen der "That's Me"-Days, dass das Halberstädter Unternehmen Novoplast Schülern unterbreitet. Das Format weckt bereits Neugier bei anderen Firmen der Harzregion.

Die Keimzelle ist eine Schule – die Europaschule „Am Gröpertor“ in Halberstadt. Sie geht ganz unterschiedliche Wege in der Berufsorientierung für ihre Schüler. Nun sogar mit einer Premiere in einem Unternehmen.

Bei der Novoplast GmbH in Halberstadt ist man auf der Suche nach geeigneten Auszubildenden. Doch mit den bisherigen Mitteln will man nicht weitermachen, sagt Katja Mokosch. „Sich einfach mit einem Stand auf einer Berufsfindungsmesse zu präsentieren, reicht heute nicht mehr“, ist Katja Mokosch überzeugt. Sie ist bei Novoplast nicht nur im Vertrieb tätig, sondern auch als Ausbilderin. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Niels Mitzlaff hat sie ein Konzept entwickelt, um Jugendliche im Rahmen der von der Schule erdachten "That's Me"-Days auf das expandierende Unternehmen aufmerksam zu machen.

Nach Begrüßung und Arbeitsschutzbelehrung durch den technischen Betriebsleiter Jörg Pflaum geht es für die Schüler auf einen Rundgang durch die Produktions- und Lagerhallen. Sie erfahren, dass hier 300 verschiedene  Kunststoffe zu Schläuchen verarbeitet werden, warum für manche Maschinen Materialgebinde von einer Tonne Gewicht und für andere nur 25 Kilogramm bereitgestellt werden müssen.

Nach dem ersten Eindruck geht es in kleineren Gruppen zu unterschiedlichen Stationen. Da muss am Lager ein Becher voller Wasser auf der Gabelspitze eines Gabelstaplers in die Höhe befördert werden – und das unter Wettbewerbsbedingungen, denn Niels Mitzlaff misst die Zeit. An anderer Stelle wird den Schülern vom Christian Schmidt mithilfe eines Fleischwolfs und Knete  veranschaulicht, was sich hinter dem Begriff Extrusion verbirgt, bevor es dann an ein eben solchen Extruder geht.

Hier ist Geschick und Genauigkeit gefragt, denn die 160 Grad Celsius heiße Masse muss mit nassen Händen verdrillt und eingefädelt werden, damit unter Vakuum im Kühlbecken ein Schlauch entsteht. Wie das geht, zeigt den Mädchen und Jungen Ramon Jobst. Dass es einfacher aussieht, als es ist, merken die Jugendlichen dabei sehr schnell. Und sie erfahren, dass es auch sehr viel heißer geht, je nachdem, aus welchem Kunststoff und für welchen Anwendungszweck die Schläuche gefertigt werden.

An 23 Extrudern werden Schläuche für die Industrie hergestellt, unter anderem  Lkw- und Pkw-Bauer wie BMW, Porsche, Daimler.  Auch für Flugzeughersteller arbeiten die Halberstädter. „Fällt bei einem Druckabfall während eines Fluges in einem Airbus die Atemmaske von oben herab, hängen die fast immer an einem Schlauch aus Halberstadt“, berichtet Katja Mokosch.

An zehn Extrudern entstehen in den Reinräumen des  Unternehmens Schläuche für die Medizintechnik. Sie müssen besondere Anforderungen erfüllen – zum Beispiel röntgensichtig sein. Also erkennbar beim Einsatz röntgenbasierter bildgebender Verfahren. Auch das erleben die Schüler, denn eine Gruppenstation ist die der Materialprüfung. Beim Blick aufs Material darf dann auch mal ins Innere eines Kopfhörers geschaut werden, denn auch für Hörgeräte oder Kopfhörer von Smartphone-Herstellern sind Halberstädter Schläuche gefragt, erfahren die Jugendlichen.

Nach den verschiedenen Stationen, zu den die Schülergruppen von Thomas Nölle, Guido Cilinski und Michael Eiselt begleitet werden und zu denen auch das nachgestellte Telefongespräch mit Kunden um Vertrieb gehört, gibt es eine Auswertungsrunde.

Dabei bekommen einige der Jugendlichen, die den Mitarbeitern aufgefallen sind, eine Einladung zu einem Praktikum, um sich einen genaueren Eindruck von dem zu verschaffen, was hinter Berufsbezeichnungen wie Fachlagerist oder Verfahrenstechniker für Kunststoffe und Kautschuk steckt. „Aber natürlich könne sich auch andere interessierte Jugendliche wegen eines Praktikums bei uns melden“, sagt Katja Mokosch.

Sie begrüßt an diesem Tag nicht nur Schüler. Auch Sandra Preiß vom Unternehmen U&W aus Blankenburg und Anika Meyer von der Trimet GmbH Harzgerode sind vor Ort, um sich anzuschauen, wie so ein „That’s-Me"-Day aussehen kann, bei dem sich Unternehmen den Schülern, vor allem aber auch die Jugendlichen möglichen Ausbildungsbetrieben vorstellen. 

„Die Gröpertorschule hebt sich in Sachen Berufsorientierung schon sehr von anderen Schulen ab“, sagt Sandra Preiß, „deshalb sind auch wir an einer  Kooperationsvereinbarung mit der Schule interessiert.“

Eine Aussage, die Schulleiter Björn Ahlsleben gern vernimmt, als er zum Ende des Vormittags dazustößt. Noch mehr aber freut er sich, dass die Premiere bei Novoplast so gut gelungen ist.

 

Infokasten Novoplast:

1990 in Halberstadt zunächst als Vertriebsniederlassung der Masterflex Group für Ostdeutschland gegründet, wurde bereits ein Jahr später der Grundstein für eine moderne Produktionsstätte im Gewerbegebiet „In den langen Stücken“ gelegt. 1992 wurde mit der Fertigung von industriellen Schläuchen und Verbindungslösungen begonnen. Im Jahr 2000 erfolgte die Erweiterung durch den Geschäftsbereich Medizintechnik.
In den Folgejahren wurden die Reinraumflächen für die Produktion von  Schläuchen für den medizinischen Bereich laufend erweitert und in modernste Extrusions- und Fertigungslinien investiert. 2020 wurde das Technologie- und Dienstleistungsportfolio um den Prozess „Lasermarkieren von Kunststoffkomponenten“ erweitert.
 Heute gilt das Unternehmen als Technologie- und Weltmarktführer für Schläuche und Verbindungssysteme, die in der Industrie, aber auch  in der  Luftfahrt und Medizintechnik ihre Anwendung finden. So ist Novoplast Halberstadt Weltmarktführer bei den Hörgeräte-Schläuchen. Am Standort Halberstadt werden Schläuche mit einem Durchmesser von 0,1 bis 50 Millimeter gefertigt.
Bei der Novoplast GmbH  Halberstadt sind mehr als 110 Mitarbeiter beschäftigt. Hier werden im Drei-Schicht-System jährlich circa 120 Millionen Meter Schlauch produziert.

Quelle: Novoplast

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