Kooperation zur Berufsorientierung Eine Win-Win-Win-Situation

Die Bohai Trimet Automotive Holding GmbH und die Europaschule „Am Gröpertor“ Halberstadt wollen Schülern die Berufsorientierung erleichtern. Was sie vorhaben...

An der Europaschule „Am Gröpertor“ in Halberstadt wird Berufsorientierung groß geschrieben, größer vielleicht als anderswo. „Wir versuchen, den Übergang der Schüler in die Berufswelt so einfach und so fließend wie möglich hinzubekommen und ihnen verschiedene Berufsfelder so nah wie möglich zu bringen, damit die Entscheidung für einen Beruf auch wirklich fundiert ist“, erklärt Schulleiter Björn Ahlsleben. Und dabei ist nicht Reden, sondern Machen die Devise: „Ziel ist, dass wir die Schüler in die Unternehmen bringen, ihnen zeigen, was da passiert.“ Und auch selbst sollen sie sich erproben, verschiedene Aufgaben meistern. Dazu wurde ein Konzept erstellt, dazu wurden Partner gesucht und Kooperationsvereinbarungen mit Unternehmen geschlossen. Seit Donnerstag gehört auch die Bohai Trimet Automotive Holding GmbH
in Harzgerode zum Berufsnetzwerk der Schule. 

Mit 650 Mitarbeitern fertigt das Unternehmen am Harzgeröder Standort Teile für die Automobilindustrie im Aluminiumdruckguss und bildet Gießerei-, Werkzeug-, Industrie- und Zerspanungsmechaniker, Mechatroniker, Maschinen- und Anlagenführer sowie Industriekaufleute aus. Nur: Nicht jeder im Harz weiß das. „Der Schüler“ – nicht nur der aus Halberstadt – „könnte sich bei allen möglichen Firmen bewerben, aber er kennt sie oft nicht, und vor allem weiß er nicht, was in den Firmen passiert und was er dort tun müsste“, und genau dort setze das Konzept an, sagt Ahlsleben. In der Kooperation sieht er wie auch Bohai-Trimet-Werkleiter Mathias Meinen, Ausbilder Frank Wenzel und Personalreferentin Anika Meyer, die zur Unterzeichnung nach Halberstadt gekommen sind, eine Win-Win-Win-Situation, von der sowohl Schüler als auch Schule und Unternehmen profitieren.

Mit Leben erfüllt werden soll die Kooperation zwischen Bohai Trimet und der Schule „Am Gröpertor“ so richtig nach den Winterferien: Zunächst mit einer Unternehmenspräsentation vor den Neuntklässlern, die dazu dient, schon mal erstes Interesse zu wecken. Dann stehen die so genannten That’s-Me-Days an: Die Schüler kommen nach Harzgerode, durchlaufen verschiedene Stationen und werden dabei handwerklich tätig. Außerdem gibt es eine schulinterne Unternehmens- und Berufsmesse und einen Lehrstellenmarkt auf der Schulwebsite. Dass das Konzept aufgeht, daran lässt Ahlsleben keinen Zweifel; er verweist zum Beispiel auf die Kooperation mit der in Halberstadt ansässigen Novoplast Schlauchtechnik GmbH, die Früchte getragen hat. Gleich mehrere Schüler, die auf seiner Schule waren, werden ihm zufolge nun dort ausgebildet.

Die Erfahrung zeigt, je früher wir die jungen Leute ansprechen, umso eher haben wir eine Chance, sie für uns zu gewinnen“, sagt Mathias Meinen, denn „es ist ein Unterschied, ob man die Jugendlichen persönlich im Unternehmen kennenlernt oder sie nur irgendwo einen Flyer mitnehmen. Deshalb ist uns so eine Kooperation auch wichtiger als die Präsenz auf einer Messe“. So sieht das auch Anika Meyer: „Wir wollen
mit den Schülern in Kontakt kommen und auch ein Stück weit Aufklärungsarbeit leisten, Hilfestellung geben“, denn bei der Vielzahl der Berufe, die es gebe, sei es schwer, den Überblick zu behalten und letztlich auch die Entscheidung zu treffen, was man wirklich machen wolle.

„Der Schüler könnte sich bei allen möglichen Firmen bewerben, aber er kennt sie oft nicht.“ Björn Ahlsleben, Schulleiter

Und dabei bleibt es nicht: So signalisierte das Unternehmen Ahlsleben bereits, den Transfer von Halberstadt nach Harzgerode übernehmen zu wollen. „Sowas kann man organisieren, und die paar Euro bringen uns nicht um“, sagt Meinen, dem es darum geht, alles „so unbürokratisch und einfach wie möglich“ zu halten, flexibel zu sein. „Sonst schreiben wir 24 Anträge und drei Konzepte, aber kommen keinen Schritt weiter.“ Auf Unterstützung könnten die Schüler aber auch später zählen, „wenn es dann in die Ausbildung geht. Wir sind behilflich bei der Wohnungssuche, dabei, eine WG zu gründen. Wir versuchen, für unsere Auszubildenden ein Rundumsorglospaket zu schnüren, damit sie sich wohlfühlen, auch nach Feierabend“, erklärt Frank Wenzel.

Auf die Europaschule und ihr besonderes Engagement rund um die Berufsorientierung aufmerksam wurde Bohai Trimet beim Azubi-Speeddating in den Seilbahnen Thale. In den Gesprächen seien die Halberstädter Schüler sehr positiv aufgefallen, sagt Anika Meyer, „sie waren interessierter, offener“. „Und das ist uns wichtig: Wir brauchen motivierte Leute“, bekräftigt Frank Wenzel. Auch die Schule schickt sich an, ihren Beitrag dafür zu leisten: So mache man den Schülern klar, dass es durchaus um etwas gehe, es wichtig sei, wie sie sich in den Unternehmen präsentierten, dass sie, wenn sie dort einen guten Eindruck hinterließen, ja auch etwas bekämen: angefangen vom Zertifikat, das der Bewerbung beigelegt werden könne, über die Möglichkeit, ein Praktikum zu machen, bis hin zu einer echten Zukunftsperspektive, erklärt Ahlsleben. Im Umkehrschluss müssen die Schüler aber auch Kritik aushalten, wenn sie sich nicht einbringen: Und die, so der Schulleiter, komme dann eben „nicht vom Lehrer, sondern von Menschen aus der Wirtschaft, von denen, die ihre Zukunft bestimmen“.

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