Warum es an der Gröpertorschule trotz schulfreier Tage ein Arbeitsgespräch beim Schulleiter gibt Wenn der Staatssekretär die Ferien vergisst

Die Corona-Zahlen sinken, die Folgen der Pandemie sind dennoch vielerorts spürbar. Auch an den Schulen. Der Aufholbedarf ist groß.  Das hat Auswirkungen auf die Ferien – nicht nur für die  Schüler. 

Still liegen die langen  Flure, alle Türen sind verschlossen – nur die ins Büro des Schulleiters steht offen. Trotz Ferienzeit hat sich Besuch in dem Backsteingebäude angesagt. Auch noch von jemanden, der eigentlich wissen müsste, dass Ferienzeit ist.

Der Gast ist ausgerechnet ein Staatssekretär aus dem sachsen-anhaltischen Bildungsministerium. Frank Diesener macht Station in der   Sekundaschule Am Gröpertor.  Dabei war der Wernigeröder sogar selbst mehrere Jahre lang Direktor – an der Reinhard-Lakomy-Schule in Halberstadt. Der Christdemokrat bekleidet seit Herbst vergangenen Jahres den Posten des Bildungsstaatssekretärs. Und hat bereits die Schultaktung samt Ferien aus den Augen verloren?  „Ich habe tatsächlich vergessen, dass Ferien sind“, gibt er schmunzelnd zu.

Den ungewöhnlichen Besuchstermin kann Björn Ahlsleben verschmerzen. Als Leiter der Europaschule ist er froh, überhaupt die Möglichkeit für ein direktes Gespräch mit dem Ministeriellen zu bekommen. Wobei das Interesse am Gespräch beiderseitig ist, wie Frank Diesener betont. „Ich will erfahren, wie die Schulen sich digital fit gemacht haben, wie es mit Online-Unterricht funktioniert hat und funktioniert. Dabei geht es mir nicht vordergründig um die technischen Voraussetzungen, sondern um die Frage, welche Fort- und Weiterbildungen wir sinnvollerweise für die Kollegen anbieten sollten.“

Da kann ihm Björn Ahlsleben helfen. An der Sekundarschule gab es in den Lockdownphasen tatsächlichen Online-Unterricht und nicht nur Aufgaben, die auf dem Internetportal der Schule von den Lehrern hochgeladen und von den Schülern zu erledigen waren, berichtet Ahlsleben.  Aber natürlich habe es im Kollegenkreis unterschiedlich gut funktioniert. „Jeder bringt ja nicht nur andere Fähigkeiten mit, sondern auch eine unterschiedlich ausgeprägte Offenheit für digitale Lernmethoden.“

Hier könnte das Ministerium über Landesschulamt und Co. hilfreiche Angebote auf den Weg bringen, sagt Diesener. „Wir sind noch lange nicht am Ende mit dem Thema, auch wenn manche denken, nach der Hochphase der Corona-Pandemie sollte alles wieder auf den alten Zustand zurück. Das wäre fatal.“

Eine Einschätzung, die Björn Ahlsleben teilt. „Alle unsere Schüler bedienen zwar ihre Smartphones, aber wirklich digitale Kompetenz haben sie zumeist nicht. Die müssen wir als Schule ebenso vermitteln wie soziale Kompetenzen, Lernmethoden und Wissen.“  In der Alltagswelt würden die digitalen Fähigkeiten mehr und mehr gefragt, kaum ein Berufsfeld sei ausgenommen von der Digitalisierung. Und zu wissen, wie man ein digitales Meeting organisiert, wie unterschiedliche Programme sinnvoll eingesetzt werden können, sei eine lebensnahe Ergänzung des bisherigen Unterrichtsstoffs, so Ahlsleben.

Wobei er zugleich deutlich macht, dass eine moderne technische Ausstattung der Schulen dafür unerlässlich ist. Wie in vielen anderen Schulen gibt es noch nicht in jedem Klassenraum Technik, die die herkömmlichen Tafeln ersetzt, oder für jeden Schüler moderne Notebooks. Zumindest habe man durch viel Eigeninitiative in allen Räumen WLAN, also drahtlosen Zugang ins Internet.

Die Corona-Folgen spielen noch aus einem anderen Grund eine Rolle beim Arbeitsbesuch. So gibt es ein Bundesprogramm, um Schülern in den Sommerferien Angebote zu unterbreiten, in denen sie Ferienlager-Atmosphäre und -Angebote genießen und dabei sowohl Wissenslücken füllen als auch soziale Kompetenz und physische Fähigkeiten verbessern können. Dass die Schulen die Jugendlichen ermuntern, diese Chancen zu nutzen, ist Diesener wichtig. Deshalb wirbt er für die Lerncamps. „Das Angebot steht bei uns auf der Schulhomepage“, erfährt er am Gröpertor, „weil wir das für sehr  sinnvoll halten“, so Ahlsleben.

von Sabine Scholz

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