Warum Praktika und die Berufsorientierung in den Schulen wichtig sind Verschiedene Wege zum Ziel

Irgendwann steht jeder vor der Frage: Welcher Beruf ist der richtige? Anworten darauf haben zwei Jugendliche durch die spezielle Berufsvorbereitung an der Europaschule "Am Gröpertor" und ihren Partnern gefunden.

Als Sarah Rrafshi 2017 die Gröpertorschule verließ, hatte sie sich noch nicht fest gelegt auf einen Beruf. Doch um den passenden zu finden, entschied sich die junge Frau für den Erwerb der Fachhochschulreife. Ihr Vorhaben hat sie konsequent durchgezogen und diesen Schritt nicht bereut. „22 haben mit mir diesen Weg eingeschlagen, in der 12. Klasse waren wir nur noch 14“, erinnert sie sich. In der 11. Klasse absolvierte sie mehrere Praktika in ihr wenig bekannten Bereichen – in einer Kita, in einem Krankenhaus und bei einem Dienstleister. Bei letzterem gefiel es ihr am besten. „Damit war die Richtung klar. Ich wollte etwas machen, wo ich gesehen und wahrgenommen werde, Kontakte zu Menschen habe und aktiv mitwirken kann“, sagt Sarah Rrafshi. Sie hat sich mehrfach beworben, unter anderem beim Harzer Kultur- & Kongresshotel Wernigerode (HKK). Nach dem Vorstellungsgespräch bei Hoteldirektor Björn Rosenberg bekam sie die Stelle. René Maue, Leiter Marketing und Verkauf im selben Haus, bemerkt zu dem Weg der jungen Frau: „Es gibt so viele Möglichkeiten, seine berufliche Zukunft zu gestalten. Doch viele wissen nicht, was sie genau machen wollen. Ist das jedoch klar, dann mangelt es daran, dass sie kaum Vorstellung davon haben, welche Voraussetzungen sie mitbringen müssen.“ Es sollte genau klar sein, was jemand machen möchte. Dann gebe es nicht jene, die einen Ausbildungsplatz bekommen und nach geraumer Zeit abbrechen.

Sich Zeit nehmen
Deshalb seien Praktika wichtig, um herauszufinden, was zu einem passt oder auch nicht. „Die jungen Leute sollten sich Zeit nehmen“, empfiehlt er, denn die Erfahrungen, die sie im Praktikum machen, sind entscheidend für eine richtige Berufswahl.“ Zur Vorbereitung schätzt er das Mitwirken der Schulen bei der kompetenzorientierten und praxisbezogenen Berufsorientierung. Die Halberstädter Europaschule Am Gröpertor stelle sich dieser Aufgabe mit hohem Engagement und erziele entsprechenden Erfolg „Die Lehrer und Schulleiter kennen ihre Schüler am besten, können Empfehlungen geben. Aber auch die Eltern tragen eine gewisse Verantwortung. Allerdings stellte ich auf Berufsfindungsmessen fest, dass begleitende Eltern nicht in jedem Fall wussten, was für Vorstellungen und Wünsche ihre Kinder haben“„, berichtet Maue.

Pascal Knaack ist auf einem ganz anderen Weg zu seinem Ausbildungsberuf gekommen. Vor einem Jahr organisierte die Harzer Volksbank einen Projekttag für Schüler der 9. Klassen. Die jungen Leute wurden mit dem Bankgeschäft, den Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten vertraut gemacht. Danach konnten sie in einer Art Sichtung, wie sie auch in anderen Bereichen üblich ist, unter Beweis stellen, was sie können. Dazu gehörte unter anderem das Lösen eines Bank-Quiz‘ und Teamarbeit im Kletterwald. Alle hatte die Chance, eine Wildcard für ein Praktikum zu bekommen. Am Ende war es Pascal Knaack, der sie stolz in Empfang nahm.

„Ein Bankberuf stand auf meine Wunschliste nicht ganz oben, weil ich immer dachte, in diesem Bereich nicht unterzukommen“, so der Jugendliche, „doch beim Praktikum habe ich so viel kennen- und dazu gelernt, dass mir schnell klar war, hier kann deine Zukunft liegen. Mir wurde alles gezeigt und erklärt, auf alle meine Fragen bekam ich eine Antwort. Das Arbeitsklima war sehr angenehm. Mir hat es wirklich Spaß gemacht.“ Er lernte den Marketing- und den Servicebereich kennen und stellte fest, dass letzterer wegen der Kundenkontakte genau seinen Wünschen entspricht. Spontan meldete sich der Schüler zu einem weiteren Praktikum, in dem sein Ausbildungswunsch erhärtet wurde.

„Es hat uns gefreut, dass Pascal freiwillig ein zweites Praktikum absolvierte“, sagt Anabel Zwerschke, „damals brachte er gleich seine Bewerbungsunterlagen mit, absolvierte und bestand den Test und bekam vor wenigen Monaten den Ausbildungsvertrag ausgehändigt.“ Die Personal-, Ausbildungs- und Marketingleiterin bei der Harzer Volksbank verweist darauf, dass ein Schülerpraktikum praktische Einblicke in das Bankgeschäft gewährt und die Schülerin bzw. der Schüler einen realistischen Eindruck von der Arbeit einer Bankkauffrau bzw. eines Bankkaufmanns bekommt. Damit werde eine Basis geschaffen für die Entscheidung, ob dieser Beruf der richtige ist.

Ein Wunsch an die Firmen
Sowohl Sarah Rrafshi als auch Pascal Knaack bestätigen, dass Berufsorientierung in der Schule wichtig und ein Praktikum sehr hilfreich für die Weichenstellung ist. Allerdings sei auch notwendig, mit guten schulischen Leistungen einiges dazu beizutragen, sich gut darzustellen und die Unternehmer zu überzeugen. Beide haben ihre Chancen gut genutzt, lobt Björn Ahlsleben.

Der Schulleiter, Anabel Zwerschke und René Maue wünschen sich im Interesse vieler „Suchenden“, dass mehr Unternehmen auf die Schulen zugehen. Und das nicht nur im Wissen, dass Berufsnachwuchs allgemein wichtig ist, sondern dass sie selbst mithelfen können, ihre künftigen Mitarbeiter zu finden und junge Menschen in der Region zu halten.

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