Was Halberstädter Europaschule und Malerfachbetrieb mit Kooperation erreichen wollen Schüler fit für die Zukunft machen

Die Europaschule "Am Gröpertor" stellt sich weiter zukunftsorientiert auf und findet mit bekanntem Halberstädter Unternhemen einen weiteren starken Partner für die besten Chancen ihrer Schüler...

Handwerker im Harz suchen händeringend nach Nachwuchs, viele Schüler wünschen sich mehr Praxis aus dem Berufsleben im Unterrichtsalltag. Wie Schule und Wirtschaft besser vernetzt werden können, zeigt eine Kooperation in Halberstadt.

Auf den extremen Nachwuchsmangel in Betrieben aus den traditionellen Berufsfeldern hat Burghard Grupe kürzlich im Herbstkonjunkturbericht der Magdeburger Handwerkskammer aufmerksam gemacht. Der Hauptgeschäftsführer forderte deshalb: „Wir müssen mehr Menschen für die Handwerksberufe und für das Unternehmertum im Handwerk begeistern. Vor allem brauchen wir eine flächendeckende Berufsorientierung über alle Schulformen in unserem Bundesland.“

Genauso denkt auch Michael Herrmann, Geschäftsführer des Halberstädter Malerfachbetriebes Schmidgunst&Herrmann GmbH, und zögerte nicht lange, als Schulleiter Björn Ahlsleben ihn kontaktierte und eine Kooperation zwischen der Europaschule „Am Gröpertor“ in der Kreisstadt und dem Unternehmen anregte.

„Wir wollen unsere Schüler fit machen für die Zukunft“, sagte er, „und suchen deshalb nach Partnern in der Region, die uns dabei unterstützen und selbstverständlich auch davon profitieren können.“ Nachdem im Jahr 2018 bereits eine Kooperation mit den Halberstadtwerken unterzeichnet wurde, wolle man nun noch weitere Firmen an die Schule binden.

Ahlsleben verspricht sich durch die Vernetzung von Schule und Wirtschaft einerseits Unterstützung der modernen Berufsorientierung und sieht darin eine Chance für die Partner, motivierte junge Leute für eine Ausbildung zu gewinnen.

„Unsere Schüler sollen die Möglichkeit haben, an Betriebe heranzurücken, sich dort zu präsentieren und zu erfahren, wofür sie lernen“, so der Schulleiter, „sie sollen erkennen, dass es sich lohnt, mit gutem Wissen und entsprechenden Zensuren die eigene berufliche Zukunft zu gestalten.“

In 26 Jahren 92 Lehrlinge ausgebildet

Seit Bestehen der Malerfachfirma, die 1992 mit 22 Mitarbeitern gegründet wurde und sich zu einem wirtschaftlich starken Betrieb mit 60 Mitarbeitern entwickelte, wurden 92 Lehrlinge ausgebildet, von denen der größte Teil nach der Ausbildung das Fachkräftepersonal stärkte. Derzeit befinden sich vier junge Leute in drei Lehrjahren in der Ausbildung.

„Es ist jedoch seit ein paar Jahren problematisch, vernünftige, gut ausgebildete und motivierte Bewerber zu finden“, gestand Michael Herrmann. „Wenn sich heute drei bis vier bei uns melden, dann müssen wir feststellen, dass einige nicht die notwendigen Voraussetzungen erfüllen oder falsche Vorstellungen vom Handwerksberuf haben.“ Dabei biete gerade das Handwerk mit über 130 Ausbildungsberufen jungen Menschen zahlreiche Möglichkeiten, die eigene Zukunft zu gestalten.

„Handwerk hat nicht nur eine lange Tradition. Die Berufe sind abwechslungsreich und bieten viele Möglichkeiten, sich weiter zu qualifizieren. Wer möchte, kann eine Meisterprüfung ablegen, sogar ein Bachelor-Studium ist drin“, so Herrmann, „wer auf eine berufliche Zukunft im Maler- und Lackiererhandwerk setzt, trifft eine gute Entscheidung.“

Denn nicht nur Tradition und Perspektive seien wichtige Faktoren, sondern auch gutes Geld für gute Arbeit. Arbeit gebe es mehr als genug. Allerdings bremsen fehlende Fachkräfte das Wachstum und sorgen für immer längere Wartezeiten für Auftraggeber.

Im Vertrag, den Michael Herrmann und Björn Ahlsleben unterzeichneten, sind unter anderem jene Leistungen festgeschrieben, die die Unternehmensziele wie auch die Bildungs- und Erziehungsarbeit der Europaschule unterstützen. Eine enge Zusammenarbeit soll zur Verbesserung bildungsspezifischer Kompetenzen beitragen, die Lernqualität erhöhen und die Vervielfältigung inhaltlicher Erfahrungen im Zuge der Bildungs- und Erziehungsziele für Schülerinnen und Schüler zum Ergebnis haben.

Darüber hinaus ist die Unterstützung einer systematischen Berufsorientierung zur nachhaltigen Verbesserung der Berufswahlmöglichkeiten und -kompetenzen von Schülerinnen und Schülern sowie die Nachwuchskräftesicherung in Halberstadt und der Umgebung ein wichtiges Ziel. Das deklarieren die Vertragspartner mit Bewusstsein großer Verantwortung für die Region Halberstadt.

Schüler erhoffen sich feste Ziele

Chris-Luca Fischer, der bei der Unterzeichnung zugegen war, sprach davon, dass viele Schüler nicht wissen, warum sie zur Schule gehen. Deshalb hält er solche Kooperationen für eine gute Möglichkeit, das zu ändern. „Man sollte schon wissen wofür und für wen man lernt“, sagte der Vorsitzende des Schülerrates. Zudem sei es gut, sich ein Ziel zu setzen. Das motiviere. „Anstrengen lohnt sich für die eigene Zukunft“, ist der Zehnklässler überzeugt, der schon lange weiß, was er will und ziemlich genaue Vorstellungen von seiner Zukunft hat.

„Wir wollen verschiedene Branchen nutzen, denn die Schüler sollen ein breites Spektrum kennenlernen. So soll ihr Interesse für einen Beruf geweckt werden, der passt“, so Ahlsleben. „Die Schüler sollen den Arbeitsalltag kennenlernen und erkennen, welche Fähigkeiten sie haben und welche Voraussetzungen für einen bestimmten Beruf notwendig sind.“

Dann können sie ein Praktikum anstreben, in dem sie die Praxis hautnah kennenlernen und sich selbst ausprobieren können. „Genau das möchten wir unterstützen“, bekräftigt Michael Herrmann, „deshalb werden wir uns den Schülern präsentieren, sie unter anderem zur Betriebserkundung einladen, ihnen Perspektiven aufzeigen, ihnen Projektaufgaben bereitstellen, Workshops zur Nachwuchsgewinnung und auch Praktikumsplätze anbieten. Bei bildungsorientierten Angeboten wollen wir mitwirken und auch Bewerbungstrainings durchführen.“

Foto: Gerald Eggert

Im Beisein des Schülerratsvorsitzender Chris-Luca Fischer unterzeichnen Michael Herrmann, Geschäftsführer eines Halberstädter Malerfachbetriebs (links), und Björn Ahlsleben, Leiter der Europaschule „Am Gröpertor“, den Kooperationsvertrag.

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