Schulleiter Björn Ahlsleben gibt Antworten zu Bildungsfragen im Rahmen der Bildungskonferenz des Landkreises Harz Interview zur Bildungskonferenz

Einblicke durch den Schulleiter Björn Ahlsleben in die Alltagswelt des Bildungssystems in Sachsen Anhalt und einhergehende Probleme bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der Schule...

Der Landkreis Harz veranstaltet seit zwei Jahren die Bildungskonferenz um Bildungspolitische Probleme direkt besprechen zu können und die Bildungschancen im Landkreis zu erhöhen. Im Jahr 2018 wurden von einer Projektgruppe des Gymnasiums Martineum in Halberstadt Funktionsträger im Bildungssystem aus dem Landkreis Harz zu zentralen bildungspolitischen Themen befragt. So auch Björn Ahlsleben, Schulleiter der Europaschule "Am Gröpertor", der sich zu Fragen aus verschieden Bereichen äußerte.

Rahmenbedingungen

1)   Wie gestaltet sich Schulbildung momentan?

(Björn Ahlsleben) Komplizierter als vor Jahren noch, da das gesellschaftliche Bewusstsein der Wichtigkeit von Wissen und einer guten Bildung getrübt ist. Sowohl Kinder als auch ihre Eltern sehen Bildung und Schule immer weniger als Voraussetzung zur Selbstverwirklichung und eines selbstbestimmten Lebens. Das verringert die Motivation zur Schule und auch zur Arbeit.

2)   Welche Herausforderungen werden aktuell deutlich?

Schule muss als unbedingte Voraussetzung eines gelingenden Lebens wieder in das Bewusstsein unserer Gesellschaft. Die Stellung der Schulen und der Bildung allgemein muss wieder gestärkt werden.

3)   Welche Erfolge sind aber schon zu verzeichnen?

Bis jetzt ist zu erkennen, dass sich immer mehr Schulen selbstständig daran versuchen, dieses Bewusstsein bei ihren Schülern zu stärken und auch vermehrt mit den Eltern arbeiten wollen. Das ist aber zu wenig und vor allem eine politische Aufgabe!

4)   Gibt es erfolgreiche Projekte? Was macht diese erfolgreich?

Politisch übergeordnet sehe ich die kaum. Viele Schulen versuchen vor allem im Rahmen ihrer Berufsorientierung den Fokus auf den Unterricht und gute Schulleistungen als wichtige und maßgebliche Voraussetzung für eine erfolgreiche und selbstbestimmte Zukunft in den Mittelpunkt zu rücken!

5)   Gibt es gescheiterte Projekte? Warum sind diese gescheitert?

Dazu müsste man definieren, was gescheitert bedeutet. Ich sehe einige Projekte, die immer noch durchgeführt werden, aber nicht wirklich den Erfolg bringen, den wir eigentlich brauchen!

Schule heute

1)   Wie sieht Ihrer Meinung nach der Bildungsauftrag Ihrer Schule/Schulform aus?

Unser Auftrag als Sekundarschule ist ganz klar, unsere Schüler zu einem selbstbestimmten und eigenverantwortlichen Leben zu befähigen, ihnen die Wichtigkeit und Bedeutung der Möglichkeit, eigene und vor allem unabhängige Entscheidungen treffen zu können, klar zu machen und sie zu pflichtbewussten, ehrlichen und guten Menschen zu formen, die die Bedeutung von Werten wie Fleiß, Hilfsbereitschaft, Toleranz usw. kennen und verstanden haben.

2)   Wie läuft ein ganz normaler Tag an ihrer Schule ab?

Nicht anders als an anderen Schulen des Landes.

3)   Was sind die Stärken Ihrer Schule? Was vielleicht Schwächen?

Wir zeigen unseren Kindern und auch ihren Eltern, dass wir uns um sie kümmern. Wir haben einen engen Kontakt und eine perfekte Kommunikation. Wir wollen, dass Kinder und Eltern verstehen, dass unser Erfolg ist, wenn sie sich mit den Anforderungen, die wir stellen, wohlfühlen,  dass es uns um das Wohl und die Zukunft unserer Kinder geht und das wir alles für die oben genannten Ziele tun.

4)   Welchen Unterrichtsmethoden stehen im Mittelpunkt Ihrer schulischen Arbeit?

Das ist von den einzelnen Fächern und den unterrichtenden Lehrern abhängig!

5)   Wie werden Schüler gefordert bzw. gefördert? Wird differenziert unterrichtet?

Die Vielfältigkeit unserer Schülerinnen und Schüler bedingt es, dass wir differenzieren. Und wir wollen das auch. Das geschieht im Unterricht schon bei der Planung dessen, aber eben auch im alltäglichen Arbeiten. Dazu gibt es Förderkurse, aber auch Wettbewerbe für die Leistungsstärkeren. Wir legen viel Wert darauf, Stärken herauszustellen und zu nutzen aber auch darauf, an Schwächen zu arbeiten und diese nicht als Ausreden gelten zu lassen.

6)   Was kann man an ihrer Schule für einen Abschluss machen ?

Haupt- und Realschulabschluss, erweiterter Realschulabschluss

7)   Was hat man nach dem Abschluss für Aussichten in der Berufswelt ?

Wenn man die Wichtigkeit der oben genannten Werte verstanden hat, hat man alle Chancen alle möglichen Wege zu beschreiten.

8)   Was denken Sie, sind die Unterschiede zu anderen Schulen und anderen Schulformen ?

Andere Schulformen sind natürlich auf andere Zielstellungen ausgerichtet

Zukunft

1)   Wie möchten Sie in Ihrer Schule den Bereich Bildung verändern?

Wir brauchen einen noch höheren Praxisbezug um die Bedeutung der Bildung wieder mehr in das Bewusstsein unserer Kinder zu rücken.

2)   Wie soll Schulbildung in 10 Jahren aussehen? Wie in 20 Jahren?

Das kann ich nicht beantworten. Bildung muss sich auch immer an den Bedingungen in einer Gesellschaft orientieren. Wichtig ist und bleibt, dass je höher der Bildungsstand eines Menschen ist, desto erfüllter wird er sein Leben gestalten können.

Wobei man auch ein Leben erfüllt leben kann, wenn der Bildungsgrad nicht so hoch ist, dann sind aber oben genannte Werte von zentraler Bedeutung.

3)   Welche Rahmenbedingung müssen gegeben sein, damit Schulbildung in 10 oder 20 Jahren Ihren Vorstellungen entspricht?

Der klare Wille und die Motivation zur Bildung.

4)   Wer kann Sie bei der Umsetzung unterstützen?

Die Politik und ein gesellschaftlicher Ruck, welche gemeinsam der Schule wieder den Respekt verschaffen, der ihr gebührt.

5)   Welche Herausforderungen sehen Sie auf sich und Ihre Einrichtung zukommen?

Die wichtigste Herausforderung ist, gute und junge Lehrer auszubilden, die sich einer guten Bildung und dem notwendigen Wertekanon verschrieben haben und im Umgang mit den Wünschen, Bedürfnissen und Problemen unserer Kinder versiert sind.

6)   Wo liegt vielleicht verborgenes Potential?

In der Ausbildung, Auswahl und Einstellung solcher Kollegen!

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